Davon werde ich aber nicht satt...

Wer aufgrund einer Erkrankung, Übergewicht oder durch die Einsicht, nicht wirklich gesundheitsförderliche Dinge zu konsumieren, die Ernährung umstellen will oder muss, kennt vielleicht folgendes Gefühl:

Selbst nach einem vielseitigem, vitalstoffreichen Mahl

bleibt noch eine gewisse Leere oder ein Verlangen.

Eine schlecht zu ignorierende Lust auf ein Lebensmittel, das man eigentlich nicht mehr essen wollte oder sollte.


Dieses 'Craving' ist so groß, dass es tatsächlich mit dem Suchtdruck eines auf Entzug gestellten Abhängigen verglichen werden kann.

Auch die sich ausbreitende Unruhe ist ähnlich, ebenso wie die blockierten Gedanken.

Oft endet die Situation mit dem Griff zum vermissten Lebensmittel gepaart mit der „Erkenntnis“, dass dem Körper offensichtlich etwas Essentielles fehlt... dass man von diesem Gesundkram einfach nicht satt werden kann. Man hat es ja versucht, aber der Körper signalisiert eindeutig, dass er damit nicht zurecht kommt; dass er im Mangel ist! Basta!

Bild von Gerd Altmann auf Pixabay
Bild von Gerd Altmann auf Pixabay

Es gibt mehrere Faktoren, die für dieses Gefühl verantwortlich sind, und einem davon wollen wir heute auf den Grund gehen, nämlich der Frage: 

 

Wer hat hier entschieden?

 

Um den Mechanismus des Sattwerdens zu verstehen, lohnt es sich ein bisschen näher in den Darm zu zoomen. Achtung, das wird spooky: Wir sind nämlich nicht allein!

Dein Darm - das unbekannte Wesen

In den vergangenen zwei Jahrzehnten haben Wissenschaftler das Forschungsgebiet des Mikrobioms und seine darin lebenden Bakterien entdeckt. Durch neue Messmethoden fand man heraus, dass wir nicht ein paar 100, sondern mehr als 1000 verschiedene Bakterienstämme in unserem Darm beheimaten!

In einem Milliliter Dünndarmflüssigkeit können bis zu einer Milliarde dieser verschiedenen Mitbewohner hausen. Auch wenn wir uns ganz selbstverständlich als Individuum wahrnehmen, ist dieses Individuum zusammengesetzt aus Milliarden von Mitbewohnern mit eigenen Bedürfnissen. Nur 10% der Zellen in unserem Körper sind "menschlich", die restlichen 90% stammen von Bakterien, aber auch von Pilzen und Viren.

 

Selbst unsere DNA, das Erbgut in unserem Körper, stammt zu ca. 97% von Bakterien und nur ca. 3% sind als speziell menschlich zu identifizieren. Man könnte sagen, dass wir ein wandelnder Wirt sind.

Aber was hat das mit dem Sattwerden zu tun?

Bild: Sebastian Karkus, pixelio.de
Bild: Sebastian Karkus, pixelio.de

Wenn wir unsere Mitbewohner genauer anschauen, lassen sie sich in 3 Gruppen unterteilen.

 

Die einen sind unsere Freunde.

Dazu gehören z.B. die bekannten probiotischen Bakterien. Die übrigens in industriellem Joghurt trotz allem, was die Werbung verspricht, nicht massenweise vorhanden sind. Aber das ist ein anderes Thema.

Unsere Freunde haben ähnliche Interessen und Vorlieben wie wir und können z.B. auch schädliche Hefen und Bakterien ausschalten.

 

 

Dann gibt es die zweite Gruppe: Sie sind eine Art Nachbarn.

Die ärgern uns nicht, wir ärgern die nicht, man lebt halt gut zusammen und manch einer pflegt ein Hobby, was das kulturelle Leben in der Stadt bereichert.

 

Die 3. Gruppe bilden die Gangster - dass die nicht so prickelnd für uns sind liegt Nahe. Nichtsdestotrotz sind sie wichtig und müssen auch da sein.

Ohne sie wären unsere Freunde und Nachbarn viel schwächer, da ihnen ein Trainingspartner fehlt, gegen den sie sich durchsetzen müssen.

Aber: Wenn sie Überhand nehmen, sieht es dumm für uns aus.

Bild von Gerd Altmann auf Pixabay
Bild von Gerd Altmann auf Pixabay

Diese Gangster haben eindeutige Ernährungsgewohnheiten: Sie lieben Zucker. Und jedes Kohlehydrat, egal ob Brot - ja, auch das Vollkornbrot - Kuchen, Nudeln, Pizzaboden ist letztendlich Zucker.

Und hier schließt sich allmählich der Kreis:

Wenn wir anfangen unsere Ernährung zu optimieren, wird diesen Gangstern das Essen vorenthalten.

Da sie noch massenweise vorhanden sind, unsere Freunde und Nachbarn verdrängt haben, reichen die Kohlenhydrate, die wir bei einer ausgewogenen Ernährung essen würden, nicht mehr aus.

Sie schreien nach MEHR und nutzen dabei die Direktleitung zum Gehirn, unser Nervensystem. Über diese Telefonleitungen schicken uns die Info, dass da jemand hungrig ist! Vielleicht schicken sie auch Kopfschmerzen, schlechte Laune, Schwäche….

 

All diese Symptome können uns denken lassen:   

„Davon werde ich einfach nicht satt!“

Bild: Peter Reinäcker, pixelio.de
Bild: Peter Reinäcker, pixelio.de

Dabei wäre der richtige Satz: „Meine Gangster werden nicht mehr satt!"

 

Und das ist wiederum langfristig gut für uns, damit diese Schurken nicht mehr die Stadt im Würgegriff haben, sondern wir von Freunden und entspannten Nachbarn umgeben sind.

Darum kann ich nur raten, sich nicht entmutigen und entmündigen zu lassen.

Mit ein paar kleinen Tricks wird die Sache gleich viel geschmeidiger! 

 

Unterstützung für Mind und Mikrobiom:

1. Die Umstellung langsamer vollziehen, aber: Nicht von den Gangstern an der Nase rumführen lassen!

Nur noch jeden 2. Tag Nudeln, Brot oder Bulgur zu essen ist keine Lösung.

 

Stattdessen besser: Aus einer Mahlzeit pro Tag komplett Kohlehydrate raushalten und durch vitalstoffreiches Gemüse und gute Fette ersetzen.

 

Das führt mich direkt zu Punkt

 

2. Mehr gute Fette! Wir können aus Fetten so viel Gutes basteln! Wir brauchen sie, um unsere Gefäße sauber zu halten, gutes Cholesterin zu bilden und als Baustoff für die Schutzhüllen unserer Nerven. Fette sind Dein Freund und unterstützen Dein Gehirn! Und wenn wir eines brauchen bei diesem Fight, dann gute Nerven!

 

3. Gute Bakterien unterstützen. Mehr fermentiertes Essen. Das enthält nicht nur freundliche Bakterien, sondern auch Futter für diese. Und damit ist nicht das abgepackte Sauerkraut aus dem Regal gemeint! Auch hier setzt die Industrie auf Geschmack, nicht auf Vitalstoffe. Lebendes Sauerkraut liegt im Kühlregal und trägt ein Biosiegel. Nur Biosiegel reicht nicht, nur Kühlregal reicht auch nicht. Beides zusammen macht den Wert!

 

Aber auch Getränke wie Wasserkefir und Kombucha liefern Baustoff für unser Mikrobiom.

Auch hier: Das aus dem Kühlregal. Lasst euch vom Tetrapackkombuchatee nicht veräppeln!

Das ist Zuckerwasser mit Null Nährwert!

 

4. Bewegung! Bewegung! Bewegung! Ein schnellschrittiger Spaziergang erfrischt den Geist und versorgt die Zellen mit Sauerstoff. Außerdem werden Botenstoffe produziert und ausgeschüttet, die einen direkten Draht zum Belohnungszentrum in unserem Gehirn haben.

 

5. Deine innere Haltung! Niemand leidet gern, aber wenn Du Dir vor Augen führst, dass die Beschwerden die Du gerade hast, das Gejammer von Mitbewohnern sind, die Du gar nicht haben willst, können Dir Hungergefühle und andere Symptome vielleicht trotzdem ein Lächeln entlocken. Probier´s mal!

 

6. Plane mehr Zeit zum Schlafen ein. Cancel den Spätfilm, die weitere Serie, den Talk - mach den Computer früher aus! Was sich da in Deinem Körper abspielt ist anstrengend und stressig. Gib Dir ausreichend Zeit zur Regeneration!

 

7. Durchhalten, es gibt ein Licht am Ende des Tunnels!